p19 Protokoll zum 23.01.2022
Zeit: 10:00 -12:20 Uhr Ort: online
anwesend: Caren, Holger, Ulf, Friedrich
Wir begannen mit der Freude über Ulfs coming back.
Vorweg nochmals zu den Modi:
Wiederholung zu den Modi
- Im Hauptsatz:
- Indikativ mit ἄν = Irrealis (oder Potent.d.Vgght),
- Optativ mit ἄν = Potentialis,
- Konjunktiv mit ἄν = (selten)
- Indikativ ohne ἄν = Realis,
- Optativ ohne ἄν = Wunsch,
- Konjunktiv ohne ἄν = adhortativ, dubitativ, prohibitiv
- Im Relativ-/Objektsatz:
- wie im Hauptsatz
- im Temporal- und Konditionalsatz:
- Konjunktiv mit ἄν = indefinit, iterativ (im Dt. Indikativ)
- Indikativ ohne ἄν = wenn HS irreal: Irrealis
- Optativ ohne ἄν = wenn HS potential: Potentialis
- im Final- und abh. Begehrssatz
- Konjunktiv ohne ἄν = im Dt. Indikativ
- im NS statt Konjunktiv
- obliqu. Opt. ohne ἄν = wenn HS in Vgght. statt Konj./Ind. oder als indir. Rede
Dringende Bitte, Modi1 und Modi2 genau zu studieren!
Dazu die Formen der besonderen Verben!
Vom Deutschen ins Griechische:
Möge euch für alle Zeit Glück beschieden sein.
ἀγαθὴ τύχη ὑμῖν γένοιτο/εἴη
Wohin du gehst, da will auch ich hingehen. (ὅποι ... ἐνθάδε)
ὂποι σὺ ἂν ἴῃς καὶ ἐγὠ βούλομαι ἰέναι.
Lasst uns darauf trinken/ beten.
πιῶμεν / εὐχώμεθα, εὐξώμεθα
Es sei/geschehe, was immer du sagst.
Es war, wie du sagtest.
Ich wusste, was es war.
Er sagt, dass (ὅτι?) er nichts davon wisse.
Er sagte, dass (ὅτι) er nichts davon wisse.
Er sagte das, um nicht angeklagt zu werden.
Es wäre schön, wenn du die Wahrheit sagtest.
Übersetzung:
Δίωνα δὴ ἐγὼ λέγων ταῦτά τε | Dion nun ´überzeugte` ich mit diesen Worten | |
καὶ ἄλλα τοιαῦτα ἔπειθον, | und anderen der Art °°, | |
καὶ τοῖς ἀποκτείνασιν ἐκεῖνον | und denen, die jenen töteten, | |
δικαιότατ᾽ ἂν ὀργιζοίμην ἐγὼ | dürfte ich mit größten Recht zürnen | |
τρόπον τινὰ ὁμοιότατα καὶ Διονυσίῳ· | auf sehr ähnliche Weise wie auch dem Dionysios. | |
ἀμφότεροι γὰρ ἐμὲ καὶ τοὺς ἄλλους | Beide nämlich haben mich und die anderen | |
ὡς ἔπος εἰπεῖν | sozusagen | |
ἅπαντας τὰ μέγιστα ἔβλαψαν ἀνθρώπους, | alle Menschen am meisten geschädigt, | |
οἱ μὲν | die einen, indem sie | |
τὸν βουλόμενον δικαιοσύνῃ χρῆσθαι | denjenigen, der Grechtigkeit walten lassen wollte, | |
διαφθείραντες, | umbrachten, | |
ὁ δὲ οὐδὲν ἐθελήσας χρήσασθαι δικαιοσύνῃ [335δ] | der andere, indem er keinesfalls Gerechtigkeit walten lassen wollte | |
διὰ πάσης τῆς ἀρχῆς, | während seiner ganzen Herrschaft, | |
μεγίστην δύναμιν ἔχων, | obwohl er am meisten Macht hatte, | |
ἐν ᾗ γενομένη φιλοσοφία τε καὶ δύναμις | in welcher °° Philosophie und Macht | |
ὄντως ἐν ταὐτῷ | tatsächlich bei demselben ´gelegen hätte` | |
διὰ πάντων ἀνθρώπων | und über alle Menschen hin, | |
Ἑλλήνων τε καὶ βαρβάρων λάμψασ᾽ | Griechen und Barbaren, leuchtend | |
ἂν ἱκανῶς δόξαν παρέστησεν | ausreichend ´die wahre` Einstellung hergestellt hätte | |
πᾶσιν τὴν ἀληθῆ, | für alle °°, | |
ὡς οὐκ ἄν ποτε γένοιτο εὐδαίμων | wie sonst wohl niemals glücklich werden könnte | |
οὔτε πόλις οὔτ᾽ ἀνὴρ οὐδείς, | weder eine Stadt noch ein Mann, | |
ὃς ἂν μὴ μετὰ φρονήσεως ὑπὸ δικαιοσύνῃ | welcher auch immer nicht mit Vernunft in Gerechtigkeit | |
διαγάγῃ τὸν βίον, | sein Leben verbringt, | |
ἤτοι ἐν αὑτῷ κεκτημένος | indem er es entweder bei sich erworben hat | |
ἢ ὁσίων ἀνδρῶν ἀρχόντων | oder unter Führung gottesfürchtiger Männer | |
ἐν ἤθεσιν τραφείς τε | in den Lebensgewohnheiten erzogen und | |
καὶ παιδευθεὶς [335ε] ἐνδίκως. | rechtmäßig gebildet wurde. | |
ταῦτα μὲν Διονύσιος ἔβλαψεν· | Das hat Dionysios verdorben, | |
τὰ δὲ ἄλλα σμικρὰ ἂν εἴη | in allem anderen hätte ich wohl geringen | |
πρὸς ταῦτά μοι βλάβη. | Verlust in dieser Hinsicht. | |
ὁ δὲ Δίωνα ἀποκτείνας οὐκ οἶδεν | Der aber Dion tötete, war unwissend, | |
ταὐτὸν ἐξειργασμένος τούτῳ. | (dass er) als er dasselbe tat wie dieser. | |
Δίωνα γὰρ ἐγὼ σαφῶς οἶδα, | Von Dion nämlich weiß ich genau, | |
ὡς οἷόν τε | soweit es möglich ist, | |
περὶ ἀνθρώπων ἄνθρωπον διισχυρίζεσθαι, | dass ein Mensch über Menschen sicher urteilt, | |
ὅτι, τὴν ἀρχὴν εἰ κατέσχεν, | dass er, wenn er die Herrschaft gehabt hätte, | |
ὡς οὐκ ἄν ποτε | dass er also niemals | |
ἐπ᾽ ἄλλο γε [336α] σχῆμα ἀρχῆς ἐτράπετο | zu einer anderen Herrschaftsform sich gewandt hätte, | |
ἢ ἐπὶ τὸ Συρακούσας μὲν πρῶτον, | als dazu, dass er anfangs Syrakus | |
τὴν πατρίδα τὴν ἑαυτοῦ, | seine Vaterstadt, | |
ἐπεὶ τὴν δουλείαν αὐτῆς ἀπήλλαξεν φαιδρύνας | nachdem er nach ihrer Reinigung ihre Knechtschaft aufgehoben hätte | |
ἐλευθέρας δ᾽ ἐν σχήματι κατέστησεν, | und sie in der Verfassung als frei aufgestellt hätte, | |
τὸ μετὰ τοῦτ᾽ ἂν πάσῃ μηχανῇ | danach ´die Bürger` mit allem Geschick | |
ἐκόσμησεν νόμοις τοῖς προσήκουσίν τε | mit den zuträglichen °° | |
καὶ ἀρίστοις τοὺς πολίτας, | und besten ´Gesetzen geschmückt hätte` | |
τό τε ἐφεξῆς τούτοις προυθυμεῖτ᾽ ἂν πρᾶξαι, | und das darauf folgende sich vornähme zu tun, | |
πᾶσαν Σικελίαν κατοικίζειν | nämlich ganz Sizilien zu "kolonisieren", | |
καὶ ἐλευθέραν ἀπὸ τῶν βαρβάρων ποιεῖν, | und von den Barbaren zu befreien, | |
τοὺς μὲν ἐκβάλλων, | indem er die einen vertriebe, | |
τοὺς δὲ χειρούμενος ῥᾷον Ἱέρωνος· | die anderen unterwürfe, und dies leichter als Hieron. | |
τούτων δ᾽ αὖ γενομένων | Und <ich weiß,> wenn das wiederum <so> gekommen wäre |
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δι᾽ ἀνδρὸς [336β] δικαίου τε καὶ ἀνδρείου | durch einen gerechten und tapferen, |
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καὶ σώφρονος καὶ φιλοσόφου, | besonnenen und philosophischen Mann, |
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τὴν αὐτὴν ἀρετῆς ἂν πέρι γενέσθαι δόξαν | <dass dann> dieselbe Einstellung zur Tugend °° |
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τοῖς πολλοῖς, | den meisten ´zuteil geworden wäre`, |
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ἥπερ ἄν, εἰ Διονύσιος ἐπείσθη, | die <schon>, wenn Dionysios überzeugt worden wäre, |
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παρὰ πᾶσιν ἂν ὡς ἔπος εἰπεῖν | bei sozusagen allen |
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ἀνθρώποις ἀπέσωσεν γενομένη. | Menschen dauerhaft/sicher(=ohne Krieg und Tod) entstanden wäre. [Im Falle Dions wäre aber vor der Einführung der besten Gesetze Unterwerfung und Vertreibung nötig gewesen.] |
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Besonderheit:
ἀπέσωσεν γενομένη Der intransitive Gebrauch von ἁποσῴζω kommt wohl singulär an dieser Stelle vor. Doch davon abgesehe liegt hier eine grammtische Erscheinung vor, die ich "modaler Gebrauch" eines Verbs oder einfäch "Modalverb II" nenne.
Modalverb I: Wir kennen Modalverben im Grichischen wie im Deutschen in Verbindung mit dem Infinitiv: "Ich will/ muss/ darf das tun" oder in Dominazumkehrung "Ich tue dies nach eigenem Willen/gezwungenermaßen/erlaubterweise". Das Modalverb I stellt also eine modale Einfärbung einer Handlung dar, die als Infinitiv erscheint.
Modalverb II: Eine stattliche Reihe griechischer Verben stellt solche modale Einfärbung einer Handlung her, die als Partizip erscheint. Das kennen wir im Deutschen nicht und können nur mit Daminanz-umkehrung übersetzen.
ἐτύγχανον ἐλθών: ich kam gerade (ich ereignete mich kommend)
τοῦτο μισῶν διατελεῖ: er hasst dies ständig (als dies Hassender vollendet er/ hält er durch)
ᾔδη πολλὰ γιγνόμενα: meines Wissens geschah vieles (hier geht auch ich wusste, dass vieles geschah) Dies überhaupt bei den Verben der Wahrnehmung: ἑώρων αὐτὸν ἥκοντα ich sah ihn kommen.
Nächster Termin: Sonntag, 30.01.2022, 10:00 Uhr
Bis dahin:
p20_Vokabeln, Modi1 und Modi2, besonderen Verben unddann so viel von p20_Text sorgfältig übersetzen, wie Ihr mögt und könnt.