eE06.9 Protokoll Nr.13 zum 03.04.23
Zeit: 19:30 – 21:30 Uhr - Ort: online
anwesend: Gunther, Roman, Friedrich
Wir nutzten die geringe Anwesenheit für Überlegungen zur Methode des Kurses.
Beide Teilnehmer begrüßten, dass ich die genaueren Darstellungen von Grammatika von jetzt in größeren Zusammenhängen und in thematisch geordneten Seiten zusammenfassen und nicht mehr in den Protokollen „verzetteln“ will.
Beide Teilnehmer wünschten sich mehr Übungsmaterial fürs Einüben des jeweils Behandelten. Ich bedanke mich bei Roman, dass er sich der Mühe unterzieht, all die Formen einzugeben (oder herunterzuladen). Ich freue mich, wenn Euch das Programm hilft, gebe jedoch zu bedenken, dass es nur stützende Funktion haben kann.
Auch für den Hinweis auf http://www.lucius-hartmann.ch/index.php bin ich sehr dankbar. Ich werde demnächst mal mit Herrn Hartmann Kontakt aufnehmen. Was er da alles zusammengestellt hat, ist wahrlich beeindruckend. Ich muss mir das aber noch genauer ansehen. Denn manche der Übungen, die ich gefunden habe, überzeugen mich nicht. Außerdem: Ich habe oben von „Verzettelung“ gesprochen. Diese Gefahr ist hier nach meinem ersten Eindruck besonders groß. Das Zur-Verfügung-Stellen aller mathematisch-technischen Listen und Abfragen ist noch kein methodisches Konzept.
Ich bitte Euch, lasst uns weiter an der konzeptuellen Verbesserung unserer Treffen arbeiten: Wie lernen wir am besten Altgriechisch? Und „wir“ heißt hier: erwachsene Menschen, deren Schulzeit weit zurück liegt.
Eure Kritik bedeutet für mich, dass ich mein Konzept besser an Eure Bedürfnisse anpasse:
- Unser Ziel sind die Originaltexte, die wir verstehen und bald richtig lesen können wollen.
Wir konzentrieren uns demnach, soweit es um die alten Sprachen geht, auf nur einen Teil der normalen sprachlichen Kommunikation in lebendigen Sprachen. Und zugleich ist der jeweilige Ausgangspunkt für die einzelnen Lernschritte ein Originaltext.- Texte bestehen aus Vokabeln (Lexemen), Formen (Morphemen) und syntaktischen Klein- und Großstrukturen, soweit es die greifbaren sprachlichen Grundlagen betrifft.
- Jeder kompetente Hörer oder Leser versteht bei der Rezeption eines Textes von jedem Wort zunächst die Wortbedeutung, ordnet es in dessen Formalsystem ein und erkennt so die jeweils besondere Wortform und dann auch seine syntaktische Einordnung in Satzabschnitt, Satz und Text. Brächte er die dazu erforderlichen Grundkenntnisse in ihrem jeweiligen System nicht von vornherein mit, verstünde er gar nichts, geschweige denn, dass er den Sinn des Textes erfassen und in einen weiteren Horizont eingliedern kann.
- Die mitzubringenden Grundkenntnisse und - das heißt: die jeweilige Zuordnung eines Lexems zu verwandten Lexemen und zu seinen besonderen formalen Möglichkeiten im grammatischen System - eignen wir uns lernend nach und nach an. Vom Gesamtgeflecht, vom Netz, der Sprache „kennen“ wir anfangs nur wenige Fäden, die sich erst nach un nach zu Knoten verbinden.
- Wir können uns aber behelfen und auf einen speziellen Text speziell vorbereiten, indem wir zuvor (!) die in ihm verwendeten Vokabeln und deren Möglichkeiten zur Formenbildung und zu syntaktischen Kleinstrukturen (z.B. bei Präpositionen und Konjunktionen) gezielt auf diesen Text hin lernen – und ihn uns dann erst ansehen, in ihm das Gelernte wiedererkennen und anwenden, soll heißen: Wir bereiten uns gezielt auf die gerade für dieen Text benötigten Fäden und Knoten vor.
- Hinzu kommt das Verständnis für besondere syntaktische Strukturen, die im jeweiligen Text wirken. Sie müssen erklärt werden, und das ist nur anhand von ganzen Sätzen möglich, teils vor der „Lektüre“ des Textes, teils während der Lektüre.
- Ich sehe, dass Ihr Euch schon beim gründlichen Lernen der Vokabeln und bei der Beachtung ihrer formalen Möglichkeiten recht schwer tut. Sicher, weil ich den Lernerfolg nicht konsequent überprüft und eingefordert habe, auch weil ich zu schnell vorangegangen bin, und weil ich eben dieses Schwierigkeit nicht wahrhaben wollte. Hinzu kommt der noch verwirrende Ablauf der originalen Texte. Ich muss also meine Hilfestellungen verbessern und in kleinere Schritte auflösen. Das betrifft vor allem drei Punkte:
- Ich erleichtere Euch in der Liste der neuen Vokabeln durch Verlinkung den Zugang zum Paradigma und zum größeren sprachlichen System der meisten Nomina, so dass ihr das System und das jeweilige Paradigma schneller findet, um es Euch zu vergegenwärtigen. eE06.2 ist also neu gefasst.
- Ich schicke nunmehr dem (nur leicht adaptierten) Originaltext eine noch weiter vereinfachte Fassung eE06.1a voraus, in der Ihr Euch leichter zurechtfindet und die selbständig zu übersetzen mehr Aussicht auf Erfolg (und Spaß an der Sache) verspricht.
- Ich gebe am Rand des erleichterten Textes Hinweise unter anderem auch zur Syntax, z.T. mit Verlinkung auf die erklärenden Syntax-Seiten.
- Bitte lernt in dieser Reihenfolge: Nehmt Euch die ersten 10 Vokabeln vor. Bearbeitet sie in der genannten Weise gründlich. Versucht dann, den vereinfachten Text zu übersetzen, soweit Euch diese 10 Vokabeln führen. Nutzt dabei die am Rande stehenden Verlinkungen zur Syntax. Schreibt Euch bitte auf, was Ihr nicht lösen könnt, um es entweder per Email oder in der nächsten Sitzung zu fragen. Und wenn Ihr auf diese Weise nur zwei Sätze schafft, bringt das mehr, als wenn Ihr durch alles durchhuscht. Schickt mir Euer Übersetzungsergebnis ruhig zur Ansicht zu. Eure Übersetzungsfehler schützen mich vorm Abheben. Nur, wenn Ihr noch Zeit und Lust habt habt, geht dann die nächsten Zehnergruppe der Vokabeln auf gleiche Weise an.
- Dadurch kehren wir die bisherige Reihenfolge um:
Während Ihr bisher neue Texte erst während der Treffen zu sehen bekamt, lade ich sie nun zusammen mit viel mehr Hilfen frühzeitig hoch, so dass Ihr die Übersetzung zu Hause vorbereiten könnt.
Ihr seid also freier darin, wie Ihr mit dem Material umgehen wollt, jede und jeder nach seinen Vorlieben. Mein dringender Rat ist aber, so vorzugehen, wie ich in d) erbeten habe.
Das ist anfangs mühsam, zahlt sich aber sehr bald doppelt aus.
Denn beim gemeinsamen Durchgang festigt sich das vorbereitend Gelernte durch die Anwendung im Text. Und der Effekt wiederholt sich, wenn wir dann den (nur leicht adaptierten) Originaltext durchgehen. Das dauert alles länger als bisher, gibt Euch aber auch mehr Raum zur Gründlichkeit.
Nun habe ich wieder einmal einen langen Sermon geschrieben. Das Verfahren ist mir aber so wichtig. Es geht darum, dass Ihr nicht mit einem Klick des Rätsels Lösung findet, sondern darum, dass Ihr die Sprache in Euren eigenen Kopf aufnehmt und das Wissen anwenden könnt.
Ich wünsche Euch ein schönes Osterfest. FH