p04 Protokoll zum 17.04.2021
Zeit: 15:00 bis 17:10 Uhr
Online-anwesend: Caren Beckers, Matthias Knopf, Ulf Netzer, Dimos Saoulidis, FH
Schwierigkeiten mit der Technik waren erst nach einer halben Stunde halbwegs ausgeräumt, doch so, dass meine vorbereiteten Seiten und mein Text auf dem Whiteboard nicht genutzt werden konnten. Der Ärger darüber ließ mich die ganze Sitzung über nicht los, so dass ich mich für die schlechte Methodik der Sitzung entschuldigen muss.
Ich hatte den Eindruck (zur Recht?), dass Sie sich durch die 1. Seite von KSF01 nicht wirklich durchgearbeitet hatten, konnte aber wegen der technischen Probleme auch nicht zeigen, wie hilfreich es beim Lernen der Stammformen ist, wenn man einige der sprachgeschichtlichen Hintergründe kennt. Ich verprach, es in der nächsten Sitzung besser vorzubereiten, und bat Sie Ihrerseits nochmals um genaues "Studium" dieser 1. Seite.
Im Übrigen haben wir dann den Text l04 übersetzt.
Wir kamen kurz auf zwei stilistische Figuren zu sprechen:
- das Analoluth, das einen Bruch in der grammatischen Satzfolge bezeichnet. Im Dt. z. B. häufig: Wir erwarteten viele Leute, und es kamen auch (Pl.) eine Menge (Sg.).
- das Hyperbaton (Überschreitung > Sperrung), wenn zwei grammatisch zusammengehörige Wörter, durch weitere Satzglieder voneinander getrennt werden:
Eine stilistische Auffälligkeit ist auch das historische Präsens, wenn also in einer Erzählung in der Vergangenheitsform ein Präsens auftaucht, wo eigentlich ebenfalls eine Form der Vgght. hätte stehen müssen. Wir stellten aber fest, dass dies nicht als Stilfehler, sondern eher als bewusst oder unwillkürlich eingesetztes stilistisches Mittel der Vergegenwärtigung eines szenischen oder gar dramatischen Handlungsabschnitts zu verstehen ist.
Ein für die mdl. Rede typisches Anakolouth fanden wir dann in
πρῶτον μὲν οὖν, ὦ ἄνδρες, (δεῖ γὰρ καὶ ταῦθ᾽ ὑμῖν διηγήσασθαι) οἰκίδιον ἔστι μοι διπλοῦν ...
Auf keinen Fall dürfen die ersten fünf Wörter in die Parenthese gezogen werden; denn mit γάρ (immer an zweiter Stelle eines neuen Kolons stehend) wird ein neuer Gedanke eingefügt; und so frei ist die griechische Satzstellung nicht, dass man deutlich Getrenntes einfach miteinander verschränken dürfte. Vielmehr ist es so, dass der Sprecher nach der Anrede an die Richter den begonnenen Satz mit der eingeschobenen Erklärung unterbricht und anschließend nicht konzinn weiterführt.
Zum Inhalt: Zum Haushalt des Euphiletos gehört offensichtlich eine einzige Dienerin/Sklavin. Sie ist Vertraute und Gesellschafterin der Hausfrau, auch Kindermädchen, aber nicht Amme. Die junge Ehefrau wird von ihrem Mann als gute Haushälterin geschätzt. Er vertraut ihr den gesamten Haushalt an. Sie nutzt die Abwesenheit ihres Mannes, wenn er tagsüber auf dem Felde arbeitet, für ihren Liebhaber. Sie kann ihren Mann im gespielten Spaß täuschen. Er stellt sich zu seiner Verteidigung als allzu gutgläubiger Trottel dar.
Aufgabe zum nächsten Sonnabend ist außer KSF01 und den p05-Vokabeln (bitte!) die Übersetzung des Lysiastextes in p05, bitte unter dem griechischem Text und bitte in der Roh- und der Feinform.
FH