eE03.4 Protokoll Nr. 6 zum 13.02.23
Zeit: 19:30 bis 21:10 Uhr - Ort: online
anwesend: Regine, Petra, Sabine, Gunther, Roman, Friedrich
- Wiederholung: Lesen und Übersetzen aus eE02.2_αἱ ἡδοναί.
- Formenübung: Einordnung der Formen von τις, τι in das Schema des Paradigmas (jetzt in eE03.1_Ἀρίων)
und Wiederholung, dass der Dat.Sg. immer auf -ι endet und der Dat.Pl. immer ein σ und ein ι enthält.
Beispiele: τινί, τισί(ν) und τῷ πλοίῳ, τοῖς πλοίοις
Zur Bildung der Akkusative später mehr.
ν ἐφελκυστικόν (ἐφελκύω heranziehen) nennen wir das ν, das in den Vokabeln und Formen-Paradigmen in Klammern angegeben wird, z.B. im Dat.Pl. der 3.Dekl. und bei einigen Verbformen.
Im Text wird es „herangezogen“, um den Hiat zu vermeiden, also wenn das nächste Wort vokalisch beginnt. - Syntax-Übung: Anordnung der „aufgeräumten“ (Kennt Ihr das schöne Büchlein „Kunst aufräumen“) Wörter eines Satzes in eine syntaktisch sinnvolle Reihenfolge
und Beachtung die Kongruenz zwischen dem Artikel und seinem Substantiv:
ἡ Ἥρα, ὁ Ζεύς, τοῦ Κρόνου
Zur Erinnerung:
Das ι subscriptum aus ᾅδης „unsichtbar“ wird bei der Majuskel zum ι adscriptum: Ἅιδης „Hades“. - Übersetzung von eE03.1_Ἀρίων, Satz 1-11:
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Neues im übersetzten Text:
- Zur Satzverbindung:
Im Altgriechischen werden die einzelnen Sätze eines Textes grundsätzlich miteinander verbunden (Syndese von συνδέω „zusammen-/ver-binden“), und zwar durch Konjunktionen wie καί, γάρ oder durch Partikel wie μέν – δέ „[zwar] – aber“. Das im Dt. lästige „zwar“ lassen wir in der Übersetzung häufig aus.
Und da der adversative häufig völlig verblasst ist, übersetzen wir δέ häufig mit „und“.
Auch das korrelative „einerseits – andererseits“ empfiehlt sich ab und zu. - Zu ὅτι:
Die unterordnende Konjunktion ὅτι leitet sowohl Objektsätze ein „dass“ oder auch Kausalsätze „da, weil“.
Sie kann auch als Einleitung einer direkten Rede dienen und erscheint in der Übersetzung nur als Doppelpunkt. - Zu einzelnen Kasus:
Akk. der Ausdehnung: πολὺν χρόνον „lange Zeit (Akk.!)“ wird adverbial (wie ein Adverb) gebraucht.
Akk. der Richtung (häufig bei Präposition): εἰς in … hinein, ἐπί auf … zu/hinauf, πρός nach … hin
Dat. loci: (häufig bei Präposition): ἐν (in … drin)
Dat. instrumenti: τῇ τέχνῃ mit der Kunst
Dat. modi: τύχῃ aus Zufall
- Zur Satzverbindung:
Dat.-Objekte (DO) übersetzen wir häufig mit „für“ (engl. to): τοῖς θεοῖς τέλεια πάντα für die Götter …
Genitive jeder Art übersetzen wir häufig mit „von“ (engl. of): s. folgende Zeilen.
Gen. partitivus: ἔξω τοῦ κόσμου außerhalb des (vom) Kosmos
Gen. possesivus: πλοῖον Κορινθίων τινών ein Schiff einiger Korinther (von einigen Korinthern)
Der Gen.poss. des DemPron. ersetzt das PossPron.: ἡ πορεία τούτων die Fahrt von diesen = ihre Fahrt
Der Gen.poss. steht meist in der attributiven Klammer: ἐπὶ τὴν τοῦ πλοίου πρῴραν auf den Bug des Schiffes.
Der Gen.poss. des DemPron. steht auch außerhalb der attributiven Klammer: ἐν τῷ φορτίῳ αὐτοῦ in seinem Gepäck.
- Zur Konjunktion καί:
καί „und“ verbindet alle Glieder einer Aufzählung, während im Dt. „und“ nur vor dem letzten Glied steht:
Beispiel: ἡ Ἥρα καὶ ὁ Ζεὺς καὶ ὁ Ποσειδῶν καἰ ὁ Ἅιδης „Hera, Zeus, Poseidon und Hades“.
καί kann eine Aufzählung auch einleiten καὶ ἡ Ἥρα καὶ ὁ Ζεὺς καὶ ὁ Ποσειδῶν καἰ ὁ Ἅιδης
und wird dann im Dt. meist mit dem korrelativen „sowohl … als auch“ übersetzt:
„sowohl Hera, als auch Zeus, als auch Poseidon als auch Hades“
oder es wird wegen der Schwerfälligkeit im Dt. einfach ausgelassen „[sowohl] Hera, Zeus … und Hades“ - Zur enklitischen Konjunktion τε:
Statt eines jeden καί „und“ kann ein τε „und“ stehen.
Allerdings steht τε (anders als καί und unser „und“) immer hinter dem Glied der Aufzählung, das es anbindet:
καλὸς καὶ ἀγαθός „schön und gut“ heißt dann καλὸς ἀγαθός τε „schön und gut“.
τε kann auch das die Aufzählung einleitende (korrelative) καί ersetzen (und das kommt am häufigsten vor):
καλός τε καὶ ἀγαθός „sowohl schön als auch gut“ oder einfach „[sowohl] schön und gut“
Oder wie in unserem Text: ἐν Ἰταλίᾳ τε καὶ Σικελίᾳ „in [sowohl] Italien und Sizilien“ - Zu μή:
μή „nicht“ steht statt οὐ „nicht“ in Aufforderungen und Bedingungen.
λαμβάνετε ist 2.Pl.Ind.Pr.A. (Indikativ) „ihr nehmt“ und formgleich mit der 2.Pl.Imp.Pr.A. (Imperativ) „nehmt!“.
- Zur Konjunktion καί:
Also heißt οὐ λαμβάνετε „ihr nehmt“ und μὴ λαμβάνετε „nehmt nicht!“.
Den Unterschied zwischen Indikativ und Imperativ verdeutlich das Gr. durch die Negation,
das Dt. aber durch die Satzstellung; denn hier steht im Indikativ (syntaktisch: Aussagesatz) das Subjekt an erster Satzgliedstelle, im Imperativ (syntaktisch: Aufforderungs-/Begehrssatz) aber der finite Prädikatsteil.
Hinzu kommt im Gr. der Bedingungssatz: εἰ μὴ ἥκει, χαίρομεν Wenn er nicht kommt, freuen wir uns.
- Der Inf.Pr.A. (Infinitiv) in der thematischen Konjugation endet auf -ειν; hier φονεύειν, ἁρπάζειν.
Nächster Termin: Montag, 20.02.2023, 19:30 Uhr
Vorbereitung dafür:
- Schreiben: die Vokabeln des bisher behandelten Textes von eE03.1_Ἀρίων, also die 1. Seite von eE03.2, und, wenn Ihr wollt, auch einreichen (kein Muss).
- Laut lesen: eE03.1_Ἀρίων, soweit wir gekommen sind.
- Nominalformen aufsagen: Natürlich von τις, τι (die sind prinzipiell identisch mit den Ausgangsformen der 3.Dekl., s. παῖς, παιδός in eE02.3_Grammatik.
Und überhaupt meine Frage: Ist die genannte Grammatikseite jetzt verständlich und sind die Formen alle „geläufig“? Die dortigen Erklärungen kommen noch einmal in der Seite über das Indogermonische vor.
Wir betrachten sie und das α impurum in der nächsten Sitzung. - Verbalformen aufsagen: bitte das Pr.Ind.A. (= Päsens Indikativ Aktiv) von λέγω in DE/KE_Bildung der thematischen Flexionen
Darf‘s noch etwas mehr sein? Wie war das mit dem Einkauf von nur 100 gr. auf alten Waagen? Mein Onkel bekam immer etwas mehr für dasselbe Geld und freute sich darüber.